Der letzte Gutenberger
Ein Burg-Schauspiel – aus Geschichte und Gegenwart
Vor exakt 100 Jahren wurde „Der letzte Gutenberger“ mit dem Untertitel
„Heimisches Burgenspiel – aus der Zeit der Belagerung Gutenbergs im Schwabenkrieg 1499“ als Festspiel auf Burg Gutenberg in Balzers aufgeführt.
Zum Inhalt
Wirnt von Gutenberg, der letzte Sprössling des verarmten Geschlechts der Gutenberger, kehrt angesichts der Schwabenkriege zurück auf die Burg seiner Väter, um bei deren Verteidigung zu helfen. Seinerzeit war er aus der Burg geflohen, da ein Liebesverhältnis mit der Tochter des Burgvogtes nicht auf Erfüllung hoffen durfte. Das Mädchen ist mittlerweile mit dem kaiserlichen Feldhauptmann Hans von Königseck verlobt, der auch prompt ebenfalls zur Verteidigung der Burg auftritt, als die Gefühle zwischen seiner Verlobten und Wirnt eben wieder aufflammen. Nach einem ersten, heftigen Aufbrausen befreunden sich die beiden Männer, aber Wirnt ist sich darüber im Klaren, dass er die große Liebe seines Lebens nicht in seine Verarmung und sein fahrendes Minnesänger- und Rittertum hinabziehen darf. Sein seelischer Zwiespalt wird noch verstärkt, da er in dem österreichischen Schlossvogt einen väterlichen Freund und Vater seiner Geliebten, andererseits aber den Besatzer seines ursprünglichen Grundbesitzes sehen muss. In der entscheidenden Schlacht riskiert er alles, so als wolle er seinem konfliktreichen Leben im Heldentum für die Burg Gutenberg ein Ende machen…?
Zur Fassung
Naturgemäß hat der verdienstvolle Verfasser des Historienspiels nicht die literarische Qualität von Kleist oder Shakespeare, den bisherigen Autoren unserer jungen Festspiele auf Burg Gutenberg. Der Text ist etwas altertümlich und erklärt historische Bezüge immer wieder in der Art von Schulfunk-Dialogen. Andererseits greift er sehr schöne und zeitlose Themen auf, etwa das Dreiecksverhältnis der Liebenden, Respekt vor der eigenen Geschichte und den Ahnen, Verantwortung zwischen Adel und Volk, Treue und Verrat, Sehnsucht nach der weiten Welt und gleichzeitig den Wurzeln der Heimat.
Schon aufgrund sicherheits-rechtlicher Bestimmungen kann das Festspiel heute nicht mehr über 80 Personen, Tiere, offenes Feuer, etc. aufbieten. Wir verwenden als Rahmen unseres Spiels die Ist-Situation einer Theater-Generalprobe, bei der immer wieder unterbrochen wird, um auf humorvolle Weise die Geschichte und das damalige Selbstverständnis zu hinterfragen. Die Regisseurin, die selbst nur eine kleine Rolle im Spiel übernehmen wird, hat alle Hände voll zu tun, die überbordende Spiellust, aber auch die Nervosität und die kritischen Einwände ihrer Darsteller auf die berührenden und geschichtsträchtigen Situationen zu focussieren…
von Niko Büchel